Zweites Pokalabenteuer
nach 2017
Wie schon 2017/18 startete
Sebastian auch 2019/2020 wieder beim Dähne-Pokal. Seinerzeit wurde
der Oldenburger Niedersächsischer Pokalsieger und kam auf Bundesebene
bis in das Viertelfinale, wo er erst von Titelverteidiger Hagen Poetsch
gestoppt werden konnte. Diesmal schien der Weg aber schnell zu Ende zu
sein: Auf Unterbezirksebene verlor Sebastian mit Schwarz gegen einen stark
aufspielenden Oke Wübbenhorst. Wie er trotz der Niederlage gegen diesen
Schwarzen Springer doch noch zum Weißen Ritter wurde, beschreibt
der folgene Bericht.
Durch das K.O.-System
war Sebastian eigentlich ausgeschieden. Jedoch gab es beim Landesfinale
mehrere Absagen, Bezirk 6 stellte z.B. gar keinen Teilnehmer, und Bast
gelangte über einen Freiplatzantrag doch noch in das achtköpfige
Teilnehmerfeld. Gespielt wurde in Lehrte bei Hannover. Die 8 Teilnehmer
wurden vor Ort unmittelbar vor Rundenbeginn zu einem Viertelfinale gelost.
Bedenkzeit war Fischer Kurz, bei einem Remis gab es eine Stichpartie im
Schnellschach mit vertauschten Farben.
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Die Frage war:
Würde Sebastian
es wie 2017 nach Hause
schaukeln?
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Samstag - Viertelfinale
Hier die Paarungen
des Viertelfinales, welches am Samstag um 10 Uhr ausgetragen wurde:
Schieble (1606) - Schermeier
(1888)
Othmer (1960) - Koch
(2109)
Reinecke (1802) -
Sebastian (2194)
Janhoff (2014) - Schöngart
(2095)
Angegeben sind die
ELO-Zahlen, soweit vorhanden. Sebastian war also Setz-Favorit. Um sich
für die Deutsche Pokalmeisterschaft zu qualifizieren, was Sebastians
Hauptintention war, in Lehrte zu spielen, reichte bereits eine Teilnahme
am Finale, sprich: Es würde zwei Qualifikanten geben. Die gelosten
Paarungen waren aus Sicht von Sebastian vernünftig, auch wenn er selber
mit Schwarz spielen musste. Der Oldenburger landete einen positionellen
Erfolg:
Reinecke
- Sebastian
Neben dem favorisierten
Schermeier setzten sich in den beiden anderen Paarungen jeweils die mit
Weiß spielenden „Außenseiter“ durch, Axel Janhoff musste dabei
ins Stechen. Nach einem weiteren Remis in der Schnellpartie gewann er dort
den Blitzentscheid. Sehr spannend war auch die Begegnung zwischen Othmer
und Koch:
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Othmer - Koch
Schwarz am Zug
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Hier steht Schwarz
tatsächlich auf Gewinn, welcher zu realisieren war mit 21. … e4. Wenn
der Sf3 weicht, kommt die schwarze Dame entscheidend nach e5. Aber allgemein
ist die Lage sehr kompliziert, und die Bedenkzeit ging hier auch bereits
zur Neige. In der Partie gewann Weiß nach 21. … Le7 22. Tb1 Da8
23. c5 Lc6 24. h4 g6 25. Lxd7 Txd7 (Lxd7=) 26. Sxe5 usw.
Samstag - Halbfinale
Nunmehr wurde das Halbfinale
gelost, welches bereits um 14:15 Uhr gestartet wurde:
Janhoff (2014) - Sebastian
(2194)
Othmer (1960) - Schermeier
(1888)
Wieder Schwarz also.
Die Losfee war eindeutig nicht auf Sebastians Seite. In der Partie stand
Sebastian sehr gut, setzte aber nicht optimal fort. Letztlich hatte er
einen Bauern gegeben und dafür Kompensation:
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Janhoff - Sebastian
Weiß am Zug
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Durch sein Spiel am
Königsflügel kann Schwarz den Bauern kompensieren. Sebastian
machte hier aber einen klugen Schachzug der anderen Art: Er bot Remis an,
was angenommen wurde. Der Oldenburger verabschiedete sich also von der
zweischneidigen Partie und wollte die Entscheidung in einer Schnellpartie
mit den weißen Steinen versuchen. Sehr pragmatisch.
Guter Trick, nur klappen
muss er! Die Schnellpartie (15+0) entwickelte sich zu einem wahren Drama.
Sebastian hatte mehrfach klare Vorteile, aber nutzte sie nicht. Einmal
hätte dann sogar Schwarz gewinnen können, am Ende schwang das
Pendel dann doch wieder zurück. Hier der Nervenkitzel in der Zeitlupenbetrachtung:
Sebastian
- Janhoff (Schnellschach)
Man muss wie gesagt
bedenken, dass beide Spieler am Ende wirklich wenig Zeit hatten. So! Das
Finale war erreicht und damit die Qualifikation für „die Deutsche“
geschafft. Am Abend wurde es dann bei uns nochmal international: Erst ging
es in die finnische Hotelsauna und dann in das griechische Restaurant.
So gestärkt konnte das Finale kommen.
Sonntag - Finale
Othmer
(1960) - Sebastian (2194)
So lautete die Finalpaarung.
Also wieder Schwarz. Vierte Pokalpartie, viermal Schwarz. Bei solchen Permanenzen
sind schon manche Roulette-Spieler geplatzt. Beide Finalisten hatten wie
gesagt die Qualifikation in der Tasche, aber für Schachfreund Othmer
stand noch mehr auf dem Spiel: Der Pokalsieger ist zusätzlich berechtigt,
am Meisterturnier der nächsten Landesmeisterschaft teilzunehmen. Sebastian
selbst ist hierfür bereits vorberechtigt.
Kein Drama diesmal
in der Partie. Sebastian erreichte mit Schwarz eine vernünftige Stellung
und schließlich ein strategisch sehr vorteilhaftes Endspiel. Eine
konzentrierte Leistung, auf die wir hier nochmal einen Blick werfen (Nachspiellink
unter dem Bild).
Fazit
Ziel erreicht - der
zweite Pokalsieg nach 2017. Alle Langzeitpartien waren vernünftig
gespielt. Auch die Schnellpartie eigentlich, aber da gab es einmal einen
Wackler, der auch leicht zum Ausscheiden hätte führen können.
Davon abgesehen konnte die Favoritenrolle aber im Grunde genommen bestätigt
werden. Nun kann man sich auf den Bundesentscheid freuen.
- frank modder,
08.09.2019
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